Ode an die Freude · 2021
Unikat · 27,5 x 50,0 x 27,5 cm
Interaktive Skulptur zum Beethovenjahr 2020/21
Außen: Holz, Schablonendruck, Acryllack · Wände innen: Acryllack, vergoldet · Porzellanfigur: industriell gefertigt, überarbeitet mit Transfer-Aufglasur, Porzellan-Kaltfarben, vergoldet · Spieluhrgehäuse: Keramik, Unterglasurmalerei, partiell Porzellan-Kaltfarben, vergoldet · Spielwerkmelodie: Ode an die Freude von Beethoven
VIDEO DOKUMENTATION 1:46 Min. · ODE AN DIE FREUDE
eine interaktive Spieluhr-Skulptur
ODE AN DIE FREUDE
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum!
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.
...
1785 schrieb Friedrich Schiller das Gedicht „An die Freude“, welches mit viel Pathos von einer idealen Gesellschaft gleichberechtigter Menschen spricht, verbunden durch einen Band der Freude und Freundschaft. Der Euphorie dieser Vision folgend, hat Ludwig van Beethoven Schillers Gedicht in der 9. Sinfonie/Ode an die Freude vertont, welche 1955 als reines Instrumental-Arrangement zur europäischen Hymne wurde. Die Werte -Friede, Freiheit und Solidarität- jedoch, die Schillers Gedicht transportieren, werden zum Bekenntnis der europäischen Union.
Wir sehen eine Holzkiste mit der Aufschrift „Fragil“. Ist es eine Transportkiste oder eine Archivbox aus einem Museum? Was ist in der Kiste?
Im Kontrast zum Äußeren blendet das Innere im allzu übertriebenen Kitsch. Kindliche Freude kommt auf, beim Öffnen der Box. Eine Spieluhr mit den Anfangsakkorden Beethovens Sinfonie, begleitet vom lauten Räderwerkbrummen, erklingt und eine imposant bemalte (Biedermeier-) Porzellanfigur mit Europa-Sonnenschirm dreht sich im Kreis. Eine wahrhafte „Ode an die Freude“. Sie steht auf einer Keramikkonsole auf der verewigt - eingebrand in allen Sprachen der Europäischen Union -EUROPA- zu lesen ist und am Fuße der „Europagöttin“, ein Auszug aus Schillers Gedicht: „...Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt...“. Es ist eins der Gedichte, welches Schiller selbst schon zu Lebzeiten als abgewandt der Realität, mit anderen Worten als Kitsch empfand.
Hält die Europavision, das Bekenntnis zu -Friede, Freiheit und Solidarität- einem Realitätscheck stand oder wird es irgendwann als Kitsch in einer Archivbox im Fundus eines Museums landen?